Animiert, dokumentarisch, fiktiv – neun Filme durchleuchten die Freiheit.

Vom 10-Meter-Turm springen. Das Rauchen aufgeben. Demonstrieren, auch wenn es verboten ist. Einfach mal die Flagge wechseln und Perspektive zeigen. Jeder kann alle sein. Willkommen in anderen Sphären. Alles geht – man muss es nur tun.
Moderation: Maike Mia Höhne (Kuratorin Berlinale Shorts, Internationale Filmfestspiele Berlin) & Pastor Matthias Lemme.
Programm:
#1 WICHTIG & VORWEG
DIE WORTE DES VORSITZENDEN, Harun Farocki, BRD, 1968, 2 Min.
#2 NICHT ZU VERGESSEN AUS DER ZEIT
NOW von Santiago Alvarez, Cuba, 1965 6 Min.
SOMOS + von Pedro Chaskel, Pablo Salas, Chile, 1986, 15 Min.
BRUTALITÄT IN STEIN von Alexander Kluge, Peter Schamoni, BRD, 1961, 12 Min.
#3 MIT BLICK AUF DAS EIGENE
DIE LEIDEN DES HERRN KARPF- DER GEBURTSTAG von Lola Randl, BRD, 2008, 10 Min.
FUTTER von Carsten Strauch, BRD, 1996, 5 Min.
#4 MIT BLICK IN DIE ZUKUNFT
HOPPTORNET von Axel Danielson, Maximilien Van Aertryck, Schweden, 2016,18 Min.
SYMBOLIC THREATS von Mischa Leinkauf, Lutz Henke, Matthias Wermke, BRD, 2015, 15 Min.
EVERYTHING von David OReilly, USA, Irland, 2017, 12 Min.
„ Die authentischen Bedürfnisse, die unser Leben kennzeichnen, lassen sich im gegenwärtigen Wirtschaftssystem nicht befriedigen - und werden deshalb zum Nährboden von Emanzipationsbewegungen. Das Bedürfnis ist im Keim revolutionär."
André Gorz
Vorweg und weil immer wichtig: die Worte des Vorsitzenden. 1968 geht es um die große Frage- wo geht es lang? Wie wollen wir das machen? Eine größere Jugend erklärt diese Frage als geklärt und läuft los. Läuft los auf der Grundlage von was? Now, Somos + und Brutalität in Stein sind Filme, die keine Frage unbeantwortet lassen, Impulsgeber. Und dann, jenseits einer Zeit, die eine große, weltweite Welle war, vielleicht auch das Auslaufen einer Welle, bleibt zurück der Einzelne- mit eben dieser wichtigen Frage - was tun und warum eigentlich und wie kann das gehen. In Die Leiden des Herrn Karpf - der Geburtstag spielt das Wort eigentlich und die Vorstellung von etwas eine große Rolle- was passiert jenseits der Vorstellung, was passiert, wenn die Eigendynamik losgetreten wird. Dürfen es noch 100 Gramm mehr sein, sagt die Gazelle zum Löwen und Futter ist somit ganz mit dem Anderen. Ein Lächeln bleibt. Wie kann das eigentlich sein, fragt sich der Zuschauer, der gleichzeitig zum Akteur wird. Springen sie oder springen sie nicht. Reflektion über das vermeintlich eigene Tun, gehalten von dem Wissen um die Distanz zwischen Leinwand und Kinosessel und trotzdem- der Sprung vom 10 Meter Turm, Hopptornet, fragt nach allem Gleichzeitig. Mut, Lust, Entscheidungswille und auch das Nichtspringen erfordert dasselbe. Erfordert ein Tun. Nur oben bleiben geht nicht. Nach oben gestiegen sind die Künstler Wermke / Henke / Leinkauf. Auf die Brooklyn Bridge im Sommer 2014. Nachts. Sie haben die US-amerikanischen Flaggen abgenommen und zwei weiße Fahnen gehisst: Symbolic Threats. Der Skandal war ihnen gewiß- mehr noch die Frage nach der Aufgabe von Kunst, nach der Aufgabe des Künstlers. Alles ist in Aufregung- nur nicht zwei weiße Flaggen- die wehen im Wind.
In der Zukunft kann ein Lächeln groß werden, wenn das Verständnis für den anderen gegeben ist. David OReilly eröffnet mit seinem Computerspiel Everything genau diese Möglichkeit: Jeder kann Alle sein. Perspektivwechsel.